«Kein Mensch soll allein gelassen werden»

Wie entscheidet man, wann und wo geholfen wird? Myriam Warmers, Programmverantwortliche Humanitäre Hilfe bei ena, gibt Einblicke in ihre Arbeit, ihre Motivation und warum echte Hilfe immer lokal beginnt.

Was bewegt dich persönlich dazu, dich im Bereich der humanitären Hilfe zu engagieren?

Mich bewegt vor allem die tiefe Überzeugung, dass kein Mensch in Krisen alleine gelassen werden sollte. In meiner Arbeit erlebe ich täglich, wie viel bewirkt werden kann, wenn wir gemeinsam mit lokalen Partnern rasch und gezielt helfen. Ich habe gesehen, wie schnell ein Erdbeben, ein Konflikt oder eine Überschwemmung alles zerstören kann: Zuhause, Lebensgrundlage, Sicherheit. Humanitäre Hilfe ist für mich ein Ausdruck von Solidarität und Mitmenschlichkeit. Es erfüllt mich, konkret helfen zu können – schnell, gezielt und gemeinsam mit den Menschen vor Ort.

«Es erfüllt mich, konkret helfen zu können – schnell, gezielt und gemeinsam mit den Menschen vor Ort»

Was ist humanitäre Hilfe?

Humanitäre Hilfe ist schnelle und lebenswichtige Unterstützung für Menschen, die in Krisensituationen sind und akut an Not leiden. Dies oftmals als Folge von Naturkatastrophen oder Konflikten. Sie umfasst lebenswichtigen Güter wie Nahrung, Wasser, Notunterkünfte und medizinische Hilfe. Dabei geht es nicht nur um materielle Hilfe, sondern auch um Schutz, Würde und Sicherheit in einer schwierigen Zeit. Ziel ist es, menschliches Leid zu lindern, Leben zu retten und Grundbedürfnisse zu decken – unabhängig von politischen, religiösen oder wirtschaftlichen Interessen. Sie basiert auf den Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit.

Myriam Warmers im Interview über Humanitäre Hilfe bei ena.
Myriam Warmers: «Kein Mensch soll allein gelassen werden»

Wie entscheidet ihr, in welchem Land eine Nothilfe-Aktion gestartet wird?

Unsere Entscheidungen basieren auf dem tatsächlichen humanitären Bedarf und unserer Kapazität, durch unsere Spendenden und Partner, lokal einen Mehrwert zu schaffen. Wir beobachten laufend internationale Frühwarnsysteme, verfolgen unabhängige Situationsanalysen und stehen im engen Austausch mit unseren lokalen Partnern. Wenn es zu einer Katastrophe kommt, prüfen wir unter anderem: Wie gross ist die Not? Ist unsere Hilfe sinnvoll und möglich? Haben wir verlässliche Partner vor Ort? So können wir gezielt dort helfen, wo unsere Hilfe am dringendsten ist.

«Wenn es zu einer Katastrophe kommt, prüfen wir unter anderem: Wie gross ist die Not? Ist unsere Hilfe sinnvoll und möglich? Haben wir verlässliche Partner vor Ort? So können wir gezielt dort helfen, wo unsere Hilfe am dringendsten ist.»

Wie weiss ena, wie die Situation vor Ort ist und was die lokale Bevölkerung braucht?

Unsere Stärke liegt in der Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. Sie sind Teil der betroffenen Gemeinschaften, verstehen die Sprache, die Kultur und die Bedürfnisse der Menschen. Sie führen Bedarfsanalysen durch, sprechen mit den Betroffenen und dokumentieren, was konkret gebraucht wird. Wir stehen in direktem Austausch mit der Partnerorganisation, begleiten den Prozess, unterstützen bei der Planung und Berichterstattung und sorgen dafür, dass Projekte zielgerichtet umgesetzt werden. Wenn immer möglich, besuchen wir Projekte, um selbst Rückmeldungen von den Betroffenen einzuholen und Projekte, falls nötig, anzupassen.

«Unsere Stärke liegt in der Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen ist das Herzstück unserer Arbeit. »

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren in der humanitären Hilfe?
Die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen ist das Herzstück unserer Arbeit. Sie wissen genau, welche Wege befahrbar sind, mit welchen Behörden man reden muss und wie man besonders verletzliche Gruppen erreicht. Sie handeln schneller, effizienter – und nachhaltiger. Wir glauben fest daran, dass humanitäre Hilfe nicht von aussen gebracht, sondern gemeinsam mit den Menschen entwickelt werden sollte. Nur so entsteht echte Wirksamkeit.

«Humanitäre Hilfe wird nicht von aussen gebracht. Sie wird gemeinsam mit den Menschen entwickelt.»

Was für Kriterien oder Tools wendet ihr an, um die Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten?
Transparenz und Rechenschaft sind für uns zentral – gegenüber den Menschen, die wir unterstützen, genauso wie gegenüber Spenderinnen und Spendern. Wir arbeiten mit klaren Berichtsstrukturen und Finanzkontrollen. Zudem lassen wir viele unserer Projekte extern überprüfen und evaluieren, um eine hohe Qualität der Hilfe sicherzustellen und Erkenntnisse nachhaltig in unsere Programmarbeit zu integrieren. ena ist mehrfach zertifiziert und der Einhaltung internationaler und nationaler Standards verpflichtet: Zewo-Gütesiegel, ISO 9001:2025, CHS Alliance.

Entdecken Sie, wo ena Nothilfe leistet: Unsere Nothilfe weltweit.

Gruppe von Jungen und Mädchen im Jemen mit Wasserfiltern. Bild: ZOA (2021)
Gruppe von Jungen und Mädchen im Jemen mit Wasserfiltern. Bild: ZOA (2021)