Neu: Mädchen wollen alleingelassen werden
Im Südsudan herrscht teilweise immer noch die Tradition der frühen Verheiratung von Mädchen. Dadurch wird ihnen die Möglichkeit genommen, die Schule abzuschliessen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Selbstwirksame Mädchen
Ein gutes Argument für die Bildung der Mädchen ist in der Dinka-Tradition verankert. In dieser sind nämlich die Frauen für die Betreuung ihrer Eltern zuständig, sobald diese älter werden. Dank der Bildung können die Mädchen mehr verdienen und dadurch besser für ihre Eltern sorgen.
Ein wichtiger Grundstein für den Schulbesuch von Mädchen sind die GEM-Clubs. Das «girls empowerment movement» (Bewegung zur Stärkung der Rolle der Mädchen) setzt sich aktiv dafür ein, dass alle Kinder die Schule abschliessen können. Die Mitglieder dieser Gruppierung gehen beispielsweise zu den Eltern nach Hause, sobald ein Mädchen regelmässig nicht in die Schule kommt. Daneben komponieren sie eigene, motivierende Lieder und üben diese mit den Schülerinnen ein. Ein Teil eines solchen Liedes lautet: «Hejo boy leave me alone» (Hejo Junge, lass mich allein). Dies zeigt, wie im Projekt die Selbstwirksamkeit der Mädchen aufgebaut wird.
Schulabbrecherinnen werden zurückgeholt
Die 45-jährige Rebecca und die 29-jährige Susanna setzen sich aktiv dafür ein, dass Mädchen die Schule besuchen dürfen. Rebecca hat während des Krieges beide Söhne verloren und sagt: «Auch wenn meine Söhne gestorben sind, gebe ich nicht auf, denn es gibt genug andere Kinder. Und für diese setze ich mich nun ein.»
Susanna hat selbst die Erfahrung gemacht, dass sie die Schule nicht abschliessen konnte. Sie will, dass es anderen Mädchen anders ergeht. Die beiden Frauen versuchen, die Schulabbrecherinnen zurückzuholen. Ihre Erfolgsquote liegt nach eigenen Angaben bei 1:10. Ein Mädchen wird verheiratet, die anderen zehn kommen zurück an die Schule. Das ist ein grosser Erfolg und ein Beitrag an einen friedlicheren und zukunftsorientierten Südsudan.