«The Warm Heart of Africa»: ein Reisebericht

Für Irene Eichenberger, Institutionelle Partnerschaften bei ena, ging es für zwei Wochen ins «warme Herz Afrikas». In ihrem Reisebericht nimmt sie uns mit und erklärt, warum sie dafür auch einen Griff zum «Rattengift» in Kauf nahm.

Jetzt ist sie da, die Zusage. Ich werde nach Malawi fliegen! Statt nur von unseren Projekten zu hören, werde ich Kleinbauern auf ihren Feldern besuchen und Interviews mit frisch ausgebildeten Jugendlichen führen.

Ich freue mich auf eine bleibende Erfahrung und ein Abenteuer. Doch ich habe auch Respekt, zum Beispiel vor dem tropischen Klima mit einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. «The warm heart of Africa» nennt sich Malawi selbst. Dies allerdings nicht wegen der Hitze, sondern wegen der warmherzigen Bevölkerung. 😊

Kein Zurück mehr

Die ersten Impfungen sind gemacht. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Eine schützt gegen «Abdominaltyphus» – was es nicht alles gibt. Die Empfehlungen im Team zur Malariaprophylaxe sind unterschiedlich: «Rattengift» nennt ein Arbeitskollege die Tabletten. Ich nehme sie trotzdem und bin später froh darüber. An einem Abend erschlage ich zehn Moskitos und schlafe mit dem unguten Gefühl ein, dass sich innerhalb des Moskitonetzes noch eine weitere befindet.

Zusammen mit meiner Kollegin aus der Schweiz, der Programmverantwortlichen für Malawi, lande ich in Lilongwe, Malawis Hauptstadt. Wir wohnen in einer einfachen Lodge, die mit einer Mauer und Stacheldraht gesichert ist.

Kennenlernen der Partnerorganisationen

Am ersten Tag lernen wir die erste unserer zwei Partnerorganisationen kennen: «World Relief Malawi». Das Team wird uns zu den Projektbeteiligten begleiten. Zuerst besuchen wir Jugendliche, die dank unserem Projekt eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben. Viele von ihnen mussten die Grundschule abbrechen, weil ihren Eltern das Geld dafür gefehlt hat. So hatten sie keine Chance auf eine vom Staat finanzierte Ausbildung.

Malawi: eine Gruppe junger Frauen lernt das Backen.
Frisch gelernte Bäckerinnen vor dem gemauerten Backofen.

Betten am Strassenrand

Auf der Weiterfahrt beobachte ich fasziniert das Leben auf der Strasse. Hier sind neben den Autos auch Menschen und Rinderherden unterwegs. Ausserdem viele Fahrräder, auf denen man offensichtlich auch ein lebendes Schwein oder Hühner transportieren kann. Am Strassenrand wird alles Mögliche verkauft. Da sitzt jemand mit einer Nähmaschine vor einem einfachen Unterstand. Auch Betten werden hier angeboten, wie sie die Schreiner in unserem Projekt herstellen. Es freut mich für unsere ausgebildeten Jugendlichen, dass die Hürden für den Aufbau eines eigenen Geschäfts offenbar klein sind.

Malawi: Am Strassenrand werden Betten für den Verkauf angeboten.
Shopping in Malawi: Auch Betten werden am Strassenrand verkauft.

Als nächstes besuchen wir Kleinbauern auf ihren Feldern. Hauptsächlich sind es Frauen, die uns singend und tanzend empfangen. Weil nicht alle lesen und schreiben können, machen sie ein Lied aus dem Rezept für Babybrei oder für die Herstellung von Dünger. Aber hauptsächlich scheint ihnen das Singen und Tanzen einfach Spass zu machen.

Malawi: Im "warm heart of africa" wird viel getanzt.
Kleinbäuerinnen und ein Dorfältester singen und tanzen zur Begrüssung.

Stolzer Mais

Die Frauen zeigen uns die Maisstauden, die dank dem selbstgemachten Dünger gross und dunkelgrün sind. Ohne Dünger wächst hier wenig. Doch jetzt sieht es so aus, als würde ihre Ernte mindestens doppelt so gross ausfallen wie früher. Wenn es in den nächsten Wochen genug regnet, werden sie in diesem Jahr keinen Hunger haben. Es freut mich, dass ich als Fundraiserin etwas zu diesem Erfolg beitragen konnte.

Malawi: Der Mais wird mit dem selbstgemachten Dünger deutlich grösser.
Der Mais (rechts) ist dank neuen Anbaumethoden viel grösser als der traditionell angebaute (links).

Ein bisschen verliebt

Am Ende der Reise bin ich ein bisschen verliebt in das «warme Herz Afrikas»: in die schöne Landschaft, das (aus meiner Sicht) unkomplizierte Leben und vor allem in die fröhlichen und herzlichen Menschen. Mathilda, die Leiterin von World Relief Malawi, erklärt die Mentalität der Malawier so: «Wenn wir am Morgen aufwachen und leben, dann danken wir Gott und sind zufrieden.»